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Sabatina James (28) verweigerte die
Zwangsheirat, konvertierte vom Islam
zum Christentum, muss seitdem
um ihr Leben fürchten und
kämpft heute mit ihrem Verein Sabatina
e.V. für das Recht und gegen
die Gewalt an muslimischen Mädchen
und Frauen. Wie kaum eine andere
steht sie mutig für ihre Ideale
ein – und dies trotz massiver Bedrohung.
Deshalb musste sie in das Opferschutzprogramm
der Polizei aufgenommen
werden.
Vor wenigen Tagen noch mit dem
Courage-Orden des Heimat- und
Carnevalvereins Bürstadt geehrt,
hatte nun die aus Pakistan stammende
bildhübsche Frau Gelegenheit,
beim Rotary Club Hockenheim
über ihre leidvollen Erfahrungen zu
sprechen und die Gründe für ihr Eintreten
gegen familiäre Unterdrückung
in der muslimischen Welt aufzuzeigen.
Sie selbst kam mit ihrer Familie
im Jahre 1992 von Pakistan nach Österreich,
besuchte dort das Gymnasium,
doch ihre Eltern verwehrten
ihr, sich der westlichen Lebensweise
anzupassen. Erste Probleme bekam
sie beispielsweise mit der Teilnahme
am Schwimmunterricht, den ihr ihre
Mutter nur völlig bekleidet erlauben
wollte.
Familienehre steht über allem
Schon von Geburt an sei sie von ihrer
Familie ihrem pakistanischen Cousin
als Frau versprochen worden. Ein
solches Versprechen bedeute in einer
Gesellschaft viel, in der die Familienehre
über allem stehe. Liebe und
Zuneigung interessiere nicht, sondern
nur der familiäre Gehorsam.
Wehe denen, die sich ihm widersetzen
würden.
Nach einigen Jahren Aufenthalt
in Österreich steckten sie ihre Eltern
in eine pakistanische Koranschule.
Dort stimmte sie der Verlobung mit
dem Cousin nur deshalb zu, weil
dies ihre Familie zur Bedingung für
die Rückkehr nach Österreich gemacht
habe. Wieder zurück in Linz,
verweigerte sie aber die Unterschrift
unter die Heiratsurkunde. Ohne die
hätte ihr Cousin nicht nach Österreich
einwandern dürfen.
Sie schilderte weiter, wie ihre Familie
die Unterschrift unter die Heiratsurkunde
fälschte und ihr Cousin
als ihr vermeintlicher Mann nach
Österreich gekommen sei. Wegen
der Fälschung habe sie Anzeige erstattet.
Außerdem sei sie zum Katholizismus
konvertiert. Daraufhin hätten
ihre Eltern sie massiv bedroht und
verstoßen. In dieser Phase, so beklagte
sie, hätten sich die österreichischen
Behörden wie auch Teile
der Presse ihr gegenüber nicht korrekt
verhalten.
Ein Konfessionswechsel sei bei
Muslimen schwerwiegend, stelle er
nicht nur ein Verbrechen gegenüber
der Familie dar, sondern gegenüber
der muslimischen Gemeinschaft
überhaupt.
Aus Angst sei sie deshalb von Linz
nach Wien gegangen, wo sie ein
Buch über ihr Leben mit viel Erfolg
veröffentlicht habe. Zahlreiche muslimische
Frauen hätten ihr zugesprochen
und Mädchen mit ähnlichen
Schicksalen hätten sich bei ihr
gemeldet. Dies habe sie veranlasst,
den Hilfsverein Sabatina e.V. zu
gründen.
Sie bedauerte, dass es nur selten
gelänge, das Schema der gesetzlich
verbotenen Zwangsehe von 13- oder
14-jährigen Mädchen zu durchbrechen.
Vor Gericht müsse dies erst
einmal bewiesen werden. Wenn
Aussage gegen Aussage stünde,
schenkten die Gerichte häufig den
Eltern mehr Glauben. Auf den Mädchen
laste in diesen Fällen ein
schwerer emotionaler Druck. Einerseits
bestehe der Drang nach Freiheit,
andererseits sei ihnen aber
auch an der Verbindung zur Familie
gelegen.
Ablehnung westlicher Werte
In der anschließenden Diskussion
wurde aufgezeigt, dass in der christlich
geprägten Welt das Individuum
im Vordergrund steht, während in
der muslimischen Welt die Gemeinschaft
Vorrang vor dem Individuum
genießt. Zur Sprache kamen auch
die in unserer Gesellschaft liberalen
und freizügigen Werte, von denen
viele Muslime überhaupt nichts halten
oder es kritisch sehen würden.
Auch schließe der muslimische
Glaube im Gegensatz zum christlichen
jeden Zweifel an der Religion
aus. Dies präge die Menschen.
Zum Abschluss dankte Clubpräsident
Dr. Walter Weidner der Referentin
für den aus ihrer Erfahrung
gebotenen Einblick in Verhältnisse,
die in unserer Gesellschaft nicht toleriert
werden dürfen. Er überreichte
ihr ein Blumengebinde und wünschte
ihr und ihrem Hilfsverein ein erfolgreiches
Engagement gegen familiäre
Gewalt und Intoleranz. Außerdem
stellte er ihr die Unterstützung
des Rotary Clubs in Aussicht. gs

Sabatina James sorgt sich um Opfer eines fundamentalistischen Islams
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