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Bild: Kritisch-kreativer Begleiter: Pianist Clemens Maria Kitschen hat für die Alternativvorschläge Madeleine Sauveurs für eine neue
berufliche Orientierung jenseits der Bühne wenig übrig – im Gegensatz zum Publikum. BILD: ZEUNER
Von unserer Mitarbeiterin
Sabine Zeuner
„Hin und weg“ – wie die ersten Worte
des Programmtitels von Madeleine
Sauveur lauten, so war das Publikum
nach gut zwei Stunden launig-sarkastischer
Unterhaltung im Pumpwerk.
Sauveur war nicht alleine da,
sie hatte den Musiker Clemens Maria
Kitschen mit dabei. Wie sie den –
ob wahr oder vielleicht auch nicht –
in einer Hamburger Kneipe aufgetrieben
hat, das servierte sie als „Pianisten-
Casting“.
Ob Stefan Wunder, mit dominantem
Reggae-Takt und dunkler Brille,
oder in der Rolle des Zwillingsbruders
von Richard Clayderman, Kitschen
schafft sie alle. Er haucht dem
Chanson-Klassiker von Edith Piaf „Je
ne regrette rien“, den die Sauveur
gerne mit allen Aspiranten präsentieren
möchte, den Jamaica-Touch
ein.
In Anlehnung an Clayderman
klingt das bekannte Lied täuschend
ähnlich dem Hit des französischen
Pianisten „Ballade pour Adeline“.
Völlig desillusioniert schlägt die
Chansonnette die Hände überm
Kopf zusammen angesichts der klaviervirtuosen
Missgriffe.
Zu wenig Volumen für die Oper?
Zu gerne wäre sie eine Operndiva geworden:
„Doch Mama sagte immer,
meine Brust wäre dafür zu flach.“
Das gibt Applaus für die zierliche
Frau, die immer wieder zu stimmgewaltigen
ariengleichen Liedern ansetzt,
denen eine keineswegs flache
Brust das Volumen gibt. Doch, zumindest
im Programm „Hin und
weg – der Mann soll bleiben“,
scheint Madeleine Sauveur nicht zufrieden
mit ihrer Profession, es muss
irgendetwas Neues her.
Wenig brauchbare Unterstützung
findet sie da bei ihrem Duo-
Partner, der knalltrockene Kommentare
zu allen Kreativvorschlägen
abgibt. Nun ja, Saumagen to go in
Amerika anzubieten, eine Änderungsschneiderei auf Helgoland, um
aus den großen warmen Unterhosen
mindestens je drei Stringtangas zu
nähen, sorgt zwar für Gelächter im
Publikum, aber nur für ein müdes:
„Schusterin, bleib bei deinen Leistinnen“
vom Flügel.
Also gut, denn singen kann sie,
ein wenig parodistischen Tanz liefert
sie auch und die Mimik hat sie
perfekt drauf. Restlos nimmt sie ihre
Fans und alle Neuzugänge an diesem
Abend mit in die Welt der musikalisch-
kabarettistischen Chansonniere
Madeleine Sauveur.
Kritisch beleuchtet sie dabei das
Leben an sich, die Umweltverschmutzung
und damit das Erbe für
die Nachkommen und fühlt sich
schon streckenweise „vom Menschen
bedroht“.
Lachen fördert Lesekompetenz
Anlass für ihr Gastspiel war die Einladung
der Fördergemeinschaft des
Rotary Clubs Hockenheim. Gustav
Schrank, Vorsitzender der Fördergemeinschaft,
schilderte die lokalen
und internationalen Sozialprojekte.
Bei der Förderung stehe aktuell die Lesekompetenz im Fokus. Unter der
Überschrift „Lesen lernen, leben lernen“
werden Bücher im Klassensatz
an Grundschüler verschenkt. Zudem
gibt es schon seit der Flutkatastrophe
dort Patenschaften in Sri
Lanka, dort wird unter anderem Hilfe
zur Selbsthilfe geleistet.
Sehr zufrieden zeigte sich
Schrank vom Zuspruch am Freitagabend
im Pumpwerk – und zuversichtlich,
dass man mit den Erlös aus
Eintritt und einem Anteil des Getränkeverkaufs
in allen Projekten
Gutes tun kann.
© Hockenheimer Tageszeitung, 12.10.2015
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