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Stille Treppe ist out. Streit-Teppich ist in: Ruft man Erinnerungen aus der eigenen Kindergartenzeit ab,
waren diese Institutionen aus heutiger Sicht kaum mehr als Aufbewahrungsstätten für Halbwüchsige.
Solange keiner geheult hat, war das Soll erreicht. Mittlerweile werden vorschulische Horizonte vielerorts
mit Zusatzangeboten wie Yoga, Waldpädagogik und frühkindlichem Zweitspracherwerb stimuliert.
Während die meisten Konzepte auf den akademischen Sektor vorbereiten sollen, bleibt die gezielte
Förderung von Sozialkompetenz jedoch meist außen vor. Ganz anders ist das beim "Freunde"-Projekt
des Rotary Clubs Hockenheim (RCH), das vor kurzem erfolgreich abgeschlossen wurde.
Im Fokus stand die Vermittlung von Lebenskompetenz. Entwickelt wurde "Freunde" übrigens mit Hilfe
des Autors des gleichnamigen Kinderbuchs, Helme Heine.
Möglichkeit der Gewaltprävention
Über drei Jahre begleitete eine "Freunde"-Beauftragte als externe Fachkraft Kindertagesstätten in Hockenheim,
Schwetzingen, Wiesental und Kirrlach. Karin Berger schulte hierbei sowohl Eltern als auch Personal vor allem
in Möglichkeiten der Gewalt- und Suchtprävention: "Man merkte sofort, dass das Projekt einen Nerv traf,
da es sich bereits nach kurzer Zeit einfach verselbständigte", schwärmt Berger.
Zwar sähen die offiziellen Curricula für diese Altersstufe bereits Formen des Konfliktmanagements vor.
Doch im Besonderen beeindruckten die pädagogische Tiefe und die Methodik von "Freunde".
Vor allem von Erzieherseite war man dankbar, ein konkretes Instrumentarium an die Hand zu bekommen
und lobte die Möglichkeiten der direkten Umsetzung.
Eine zentrale Aufgabe war der Aufbau eines emotionalen Vokabulars, mit dem die Kinder befähigt wurden,
ihren Gefühlszustand besser zu reflektieren und mitzuteilen. Konkrete Konflikte wurden auf Ritualplätzen
wie etwa einem Streit-Teppich nach eingeübten Mustern analysiert und gelöst. Bereits nach kurzer Zeit
wurden Verhaltensänderungen auch außerhalb der Kinder5tagesstätten sichtbar - so zeigte sich der Nachwuchs
nachweislich empathischer und emotional sensibilisiert für ihre Umwelt.
Beim Rotary Club Hockenheim gibt man sich bescheiden und sieht sich lediglich als Impulsgeber für die
frühen Entwicklungsjahre. Trotzdem lässt sich das gewaltige ehrenamtliche Engagement erahnen:
"Insgesamt konnten wir über 1300 Kinder erreichen", resümiert Projektleiterin Dr. Hildegard Rimmler.
"Die Nachhaltigkeit dieser Primärprävention wird durch regelmäßige Zirkeltreffen gewährleistet werden."
Auch beim Hauptsponsoren, der Wirsol Solar AG, war man von Anfang an von dem Projekt begeistert.
Umso mehr freut man sich nun über den Erfolg. In Geld aufwiegen könne man das gewaltige Engagement sicher nicht,
wohl jedoch einen Beitrag leisten, heißt es beim Solarprojektierer aus Waghäusel. zg

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